You shall not pass!

Schriftsteller kennen Schreibblockaden, Grossmächte bestrafen abtrünnige Staaten mit einer Handelsblockade und manche Leute spielen vor Perronunterführungen tratschenderweise Personenflussblockaden. Welche Blockaden in der 4. Runde der 3. Herrenmannschaft auftraten, erfahrt Ihr hier…

 Ganz unten in den Eingangsbereich der Telli-Turnhalle hatten sich die Mannen von  unserem “Drü” zur Besammlung verkrochen. Es war November-Hudelwetter, wie es im Buche steht. Trotzdem fanden sich viele Leute ein – genug, um mehr als drei Blöcke aufzustellen.
Guten Mutes startete unser Convoi pünktlich Richtung Murgenthal, wo wir im ersten Match gegen die Heimmannschaft antraten. Mit den Lokalmatadoren haben wir uns in Vergangenheit mehrfach gemessen. Wie erwartet wurden wir mit hoher Intensität und präzisem Passspiel des Gegners konfrontiert, hart und zielgenau schiessen konnten die Murgenthaler ebenfalls schon immer.
Obwohl wir gut eingestellt antraten, gelang den Murgenthaler das frühe 1:0 nur wenige Minuten nach Anpfiff. Vielleicht prognostiziert der regelmässige Matchberichtleser nun die obligate 3-Tore-Hypothek. Weit gefehlt! Der Ausgleich liess nicht lange auf sich warten. Selbstkritisch haben wir im Vorfeld der Runde festgestellt, dass wir zu viele Tore kassieren. Mit dem Torverhältnis von -8 waren wir noch nicht ganz zufrieden, einige neuralgische Punkte versuchten wir im Abschlusstraining anzugehen. Erste Fortschritte liessen sich erahnen, unsere Defensive stand jedenfalls ziemlich solide. Offensiv sorgte Gysel mit einem Backhand-Schlagschuss aus halbrechter Position ins linke Lattenkreuz für Spektakel. Goaliearbeit gab es trotz guter Verteidigungsarbeit zur Genüge, hartnäckig blockierten wir die Angriffsbemühungen unserer Gegner. Einmal mussten wir uns in der ersten Spielhälfte doch noch bezwingen lassen, so wechselten wir bei einem Zwischenstand von 2:2 Toren die Seiten.

Während der Pausenbesprechung stand für uns fest: Murgenthal ist heute schlagbar! Mit dieser Überzeugung starteten wir in die zweite Spielhälfte. Es standen sich zwei ebenbürtige Kontrahenten gegenüber. Die Gangart auf dem Feld blieb rustikal, vereinzelt fast schon gehässig. Vor allem während Halbzeit zwei zeichnete sich aber auch der Schiedsrichter aus, der das Spiel sicher und souverän leitete. Murgenthal spielte gewohnt ballsicher, konnte aber längere Zeit nicht reüssieren. So erarbeiteten wir uns zwischenzeitlich einen Zwei-Tore-Vorsprung, wobei ein Tor durch Chregu Brack nach einem sehenswerten Sololauf erzielt wurde. Da Murgenthal bereits gegen Bubendorf verloren hatte, drohte dem Gastgeber eine Heimdoppelpleite. Schon früh orderten die Lokalmatadoren deshalb ihr Time-Out und ersetzten beim nächsten Ballbesitz den Torhüter gegen einen vierten Feldspieler. Mit dieser Hochrisikostrategie hatten sie schon im ersten Spiel einen Rückstand aufgeholt, zehn Sekunden vor Schluss aber den letzten Treffer einstecken müssen. Uns war klar, dass wir uns auf eine anspruchsvolle Schlussphase gefasst machen mussten. Eine Strafe (der genaue Zeitpunkt ist der Redaktion leider entfallen…) konnten wir allerdings bereits im vorherigen Verlauf des Spiels erfolgreich abwenden und sahen deshalb keinen Grund, uns einschüchtern zu lassen. Mal um Mal stoppte das Aarauer Boxplay-Bollwerk die Abschlussversuche des Gegners. Plötzlich konnte unser Stürmer aus spitzem Winkel auf der linken, gegnerischen Platzhälfte abschliessen. Der Schuss blieb aber an den Beinen des Murgenthaler Verteidigers hängen. Wenig später mussten wir den Anschlusstreffer hinnehmen. Die letzten Minuten waren damit eingläutet. Das Heimteam behielt seine Strategie bei und drückte auf den Ausgleich, wir warfen uns entgegen. Die effektive Spielzeit war längst angebrochen. Am Ende einer weiteren Passstafette schickten die Murgenthaler den Ball quer durch unseren Slot, wo ein Stürmer als Empfänger wartete. Dieser zielte am Bein unseres Abwehrspielers vorbei. Mit einem Ausfallschritt versuchte unser Schlussmann kurzfristig so viel Fläche wie möglich zu versperren. Dabei öffnete sich unter dem linken Bein eine Lücke, durch welche der flach geschossene Ball schlüpfte. Gleichstand. Die letzte Spielminuten war angebrochen und Murgenthal wurde plötzlich gierig. Überraschend zogen sie erneut den Torhüter vom Feld ab und setzten abermals zu einer Welle mit vier Angreifern an. Der Ball wanderte von Stock zu Stock, bis ein Aarauer den Spielfluss entscheidend störte und eigene Besitzansprüche erhob. Für einmal blieb das gegnerische Forechecking wirkungslos, über die rechte Seite drangen wir in die gegnerische Spielhälfte vor. Baiocco übernahm den folgenden Querpass und buchte das letzte Tor. Die restlichen 30 Sekunden verstrichen und dann war klar: Heute kam Murgenthal nicht an Aarau vorbei!

Sich vom unteren Tabellendrittel weiter absetzen, so lautete die Devise für das zweite Spiel des Tages. Unser nächster Gegner Oberwil belegte einen tieferen Tabellenplatz als wir. Nach dem Anpfiff erlitten wohl zahlreiche Aarauer einen Nahezu-Kulturschock. Die Baselbieter verzichteten fast gänzlich auf frühe Störarbeit. Im Vergleich zu den letzten, körperbetonten Kampfspielen hatte diese Affiche schon beinahe einen Kuschelrock-Touch. In den Startminuten kam phasenweise vage der Verdacht auf, dass sich womöglich eine alte Schwäche wieder einstellte und wir uns spielerisch dem Gegner anpassten. Zu oft liessen wir uns von der gemächlicheren Spielweise verschiedener Gegner einlullen und haben so bitter Punkte regelrecht liegen gelassen. Zum Glück verloren wir dieses Mal aber nicht den Tritt. Nach und nach fanden wir ins Spiel, es eröffneten sich auf beiden Seiten die ersten Chancen auf Torerfolg. In Zählbares umwandeln konnten wir in der ersten Spielhälfte nur eine Gelegenheit. Unser Gegner versuchte, sein Aufbauspiel gepflegt aufzuziehen. Vor der Pause blieb der Ausgleich allerdings aus. So schifften wir eine knappe, aber nicht sonderlich bedrängte 1:0-Führung mit einem “kleinen Shut-Out” in die Pause.

Obwohl wir inzwischen 60 Spielminuten in den Knochen hatten, mussten wir noch etwas mehr Dynamik und Energie ins Spiel bringen. Bevor wir unsere Vorsätze in Angriff nehmen konnten, gelang den Baselbietern eine kurze Pass-Serie, an deren Ende ein Oberwiler Stürmer mit einem hohen Direktschuss den Ausgleichstreffer erzielte. Statt einen Momentumwechsel auszulösen, mutierte dieser Treffer zum Startschuss für unsere Spielübernahme. Unser Team schaltete einen Gang hoch und erspielte sich längere Ballbesitzzeiten. Erneut gelang uns der Führungstreffer. Da auch unsere Abwehrarbeit meistens überzeugte, hatte unser Schlussmann vergleichsweise wenig zu tun. Einzig die Chancenauswertung liess noch Wünsche offen. Das Spiel blieb immer gesittet, es kam selten zu Körpereinsätzen. Groteskerweise mussten ausgerechnet in diesem Spiel beide Teams verletzungsbedingte Ausfälle hinnehmen. Ein Oberwiler blieb nach einem Zusammenprall mit einer Schulterverletzung liegen. Mit Vonlaufen fiel aufgrund einer Bänderzerrung auch ein wichtiger Aarauer Kämpfer aus. Beiden Spielern wünschen wir gute und schnelle Genesung! Auf die Game Story hatten die Ausfälle kaum Auswirkungen. Mit zwei weiteren Toren setzten wir uns ab. Obwohl sich unser Goalie in den letzten Minuten aus spitzem Winkel erwischen liess, zeichnete sich kein Comeback der Baselbieter ab. Dank guter Mannschaftleistung holten wir nach einer Durststrecke von über eineinhalb Jahren endlich wieder einmal vier Punkte an einer Meisterschaftsrunde. Dies gelang uns das letzte Mal offenbar im März 2016. Besonders freute uns dabei, dass wir in den zwei Partien lediglich sechs Gegentore einstecken mussten. Ob es uns gelingt, unserem Spiel weiteren Feinschliff zu verpassen, werden die nächsten Runden zeigen.

Kurzzusammenfassung:
Resultat Match 1 vs. Murgenthal: 5:4 (2:2) (S)
Resultat Match 2 vs. Oberwil: 4:2 (1:0) (S)

Für das H3 spielten:

Maz Hänni (C), Lienhard (Tr), Stauffenegger (Tr), Tschopp (G), Baiocco, Brack, Glanzmann, Gysel, Hofmann, Käser, Vonlaufen, Zimmermann

Bericht: S. Tschopp (Bericht erfolgte aus dem Gedächtnis, Erinnerungsfehler vorbehalten. 😉 )