Herren 3 | Siebenmeilenstiefel

Mit zwei Tabellenmittelfeld-Mannschaften als Gegner eröffnete sich uns am 04.11.18 die Chance, Punkte aufzustocken. Schwungvoll und dynamisch wollten wir das Spieldiktat übernehmen und nichts anbrennen lassen. Sassen die Zähler wie auf den Leib geschneidert oder steckten wir in anderen Schuhen?

Match 1 vs. Murgenthal

Auf einzelne Akteure traf zweiteres zu – na ja, in anderem Zusammenhang, als die Einleitung vermuten lässt. Der Transfer der Sportfussbekleidung eines unserer Goalies in die Ausrüstungstransporteinheit a.k.a. Sporttasche hat im Vorfeld irgendwie nicht ganz geklappt. Glücklicherweise hatte Positionsgenosse Richner vollständig gepackt und war grosszügig bei der Grössenwahl seines Schuhwerks, es passte gerade noch knapp.

Ohne Zehenfreiheit, aber mit viel Elan starteten wir also gegen Murgenthal. Während sich Bracks Curling-Kollegen in einer anderen Gruppe tummeln, bekommen wir es diese Saison mit dem zweiten Murgenthaler Herrenteam zu tun. Die ersten heissen Szenen kreierten wir, allerdings vor beiden Toren. Wenige Augenblicke nach dem Anpfiff missriet ein auslösender Pass komplett, kullerte in den eigenen Slot und direkt auf die Schaufel eines Murgenthalers. Dieser liess sich nicht zweimal bitten und schoss an unserem Schlussmann vorbei, jedoch ohne das Tor zu treffen.

Den ersten Schreck schüttelten wir mit Offensivaktionen ab. Es waren noch keine zwei Minuten Matchzeit verstrichen, als unsere Stürmer das erste Mal trafen. Wenige Spielzüge später zogen allerdings unsere Kontrahenten nach. Während des weiteren Verlaufs der ersten Halbzeit blieb das Spielgeschehen grösstenteils ausgeglichen. Zwar erarbeiteten wir uns sichtbare Vorteile, konnten unser Potenzial aber nicht vollständig abrufen. Ausserdem gesellte sich noch Abschlusspech dazu. Mehr als einmal testeten unsere Offensivkräfte die Stabilität des Torgehäuses. Dafür versiegelten wir hinten unseren Kasten, die eins auf der Anzeigetafel stand wie eine eins.

Für Stirnrunzeln sorgte eine kuriose Szene. Als Folge eines Zweikampfs wurde ein gegnerischer Spieler vom Schiri zurückgepfiffen. Nach einem Zwischenruf eines pausierenden Schiris von der Tribüne, zog “unser” Spielleiter eine angezeigte Strafe gegen einen Murgenthaler wieder zurück. So blieb unseren Gegnern ein Unterzahlspiel erspart, nicht aber den Rückstand. Brack konnte nämlich einen Querpass per Direktschuss verwandeln. So gingen wir mit einer hauchdünnen Führung in die Pause.

In der Kabine mussten wir gleich mehrere Gänge hochgeschaltet haben. Jedenfalls überrollten wir die Murgenthaler mit einer veritablen Offensivlawine. Kurz nach dem Wiederanpfiff bauten wir die Führung aus. Das nächste Tor liess auch nicht lange auf sich warten. Zwischenzeitlich schienen alle Dämme zu brechen. Erst nach sechs unbeantworteten Zählern legte sich unser Angriffssturm, als Stauffenegger in der Schlussphase des Spiels wegen wiederholtem Stockschlag in die Kühlbox geschickt wurde. Der Gegner konnte die Überzahl nutzen und auf 8:2 verkürzen. Anschliessend beendeten wir die letzten zwei Spielminuten, ohne zu überzeugen. Zwei Sekunden vor Schluss quittierten die Murgenthaler unser Nachlassen mit ihrem dritten Tor. Zwar war dieser Treffer bei weitem nicht mehr matchentscheidend, bewies aber aufs Neue, dass man sich auch in unserer Liga keine Nachlässigkeit mehr leisten kann. Abgesehen davon konnten wir uns über das Erreichen des ersten Teilziels der laufenden Runde freuen. Zwei Punkte durften wir bereits gutschreiben.

Match 2 vs. Waldenburg

Nach (endlich) nur einem Spiel Pause hiess es: Strümpfe richten, Stock greifen und Goalieschuhe tauschen. Gegen Waldenburg wollten wir nach dem Rezept des Startspiels auftreten. In der Anfangsphase konnten wir dies auch gut umsetzen. Druckvoll und mit viel Offensivdrang stellten wir die Baselbieter vor die ersten Knacknüsse. Nach einigem Aluminium-Pech im ersten Spiel gelang Stauffenegger auf Pass von Petersen der erste Treffer. Das Momentum blieb weiter auf unserer Seite. Captain Hänni setzte einem Ball nach, der während einer Waldenburger Aktion in Rückwärtsbewegung geraten war. Wadenbeisserisch jagte Hänni dem Gegner den Ball ab und versenkte ihn gleich selber zum 2:0.

Nun fanden unsere Gegner langsam ins Spiel, sie verkürzten mit dem Anschlusstreffer. Zwar stockte Petersen unser Torkonto nochmals auf, inzwischen wurde die Partie jedoch fahrig und hektisch. Es entwickelten sich viele umstrittene Szenen, das Spiel wurde ruppig. Plötzlich stimmten Abstimmung und Zuordnung bei uns nicht mehr. Als die Waldenburger ausglichen, stand noch einige Spielzeit auf der Uhr. Unsere Versuche, das Geschehen wieder zu unseren Gunsten zu drehen, scheiterten vorerst. Richner im Aarauer Tor musste in der ersten Halbzeit noch zweimal hinter sich greifen und wir mussten mit einem 3:5-Halbzeitstand in die Pause.

Uns war klar: Mit Rückständen zur Pause haben wir Erfahrung. Trainer Stauffenegger setzte alles daran, um die Verbissenheit aus unseren Köpfen zu verbannen. Bei einem derart chaotischen und kuriosen Spiel ist es nicht einfach, die negative emotionale Dynamik in positive Energie, sprich Spielfreude, zu verwandeln. Zum Glück hämmerte Brack knapp zehn Sekunden nach Wiederanpfiff auf Pass von Glanzmann den Anschlusstreffer in die gegnerischen Maschen. Das war Wasser auf die Mühlen des Richtungswechsels! Der technisch beschlagene Gysel sorgte für den Ausgleich und Stauffenegger liess selber seinen Worten Taten folgen. Auf Petersens Pass schoss er das “Drü” wieder in Front. An der Dynamik des Spiels selber änderte sich allerdings wenig. Nach wie vor wurde mit harten Bandagen gekämpft, es gab auch viel Polemik hüben wie drüben.

Obwohl Waldenburg noch das 6:6 erzielte, liess sich unsere Übernahme des Spiels nicht mehr abwenden. Dies war nicht zuletzt auch dem erneut stark spielenden Richner im Aarauer Tor zu verdanken. In dieser Schlüsselphase konnte er einige Baselbieter Chancen vernichten und sorgte so dafür, dass allfällige Nervosität gar nicht erst entstehen konnte.

Scheinbar hatten nicht nur unsere Goalies die Schuhe getauscht, sondern auch unsere Feldspieler Siebenmeilenstiefel übergestreift. Trotz immer noch hitziger Atmosphäre kam unsere Tormaschinerie richtig ins Rollen. Glanzmann war für die neuerliche Führung verantwortlich, Stauffenegger erhöhte. Das “Buebetrickli” entpuppte sich sowohl für Hofmann als auch für Petersen als probates Mittel, je ein weiteres Tor zu erzielen. Zweiterer liess es bei einem Versuch gleich zweimal läuten, da er bei seinem Abschluss einen unangenehm schmerzhaften Tiefschlag kassierte. Nach kräftigem Durchatmen konnte er zum Glück weiterspielen. Empfindlicher traf es leider Käser. Im Trubel vertrat sich unser “Doktor Defensiv” den Fuss und wurde die letzten Minuten zum Zuschauen gezwungen. Da er das Bein bald wieder belasten konnte, wird die Verletzung hoffentlich nur kurzfristig sein.

Noch einmal verkürzten anschliessend die Baselbieter auf 10:7, jedoch ohne damit ein Comeback anzustossen. Denn Brack stellte wenig später die ursprüngliche Tordifferenz wieder her. Den Schlusspunkt setzte Zimmermann mit seinem Treffer zum 12:7 Endstand. So endete ein verrücktes Spiel mit vielen “Nebengeräuschen”. Ziel erreicht, vier wichtige Punkte sind gutgeschrieben.

Kurzzusammenfassungen:
Match 1 vs. Murgenthal: 8:3 (2:1) (S)
Match 2 vs. Waldenburg: 12:7 (3:5) (S)

Den Aarauer Adler trugen diesmal auf der Brust:
Hänni (C), Stauffenegger (Tr), Richner (T), Tschopp (T), Baiocco, Brack, Glanzmann, Gysel, Hofmann, Käser, Petersen, Zimmermann

Matchbericht: S. Tschopp (Geschrieben aus dem Gedächtnis, Erinnerungsfehler vorbehalten… ;-))