Die “Generation Kabel-TV” wird sich vermutlich noch an die von Jonathan Frakes moderierte Mystery-Sendung “X Factor – Das Unfassbare” erinnern können. Ist es euch möglich, im folgenden Rundenbericht zwischen Tatsache und Fiktion zu unterscheiden? Viel Spass!
Die Spiele der zweitletzten Runde der Saison 18/19 fielen auf den Sonntagnachmittag. Aufgrund unserer Durststrecke waren zwei Siege schon beinahe Pflicht, da mit Waldenburg und Murgenthal diese Saison eindeutig schlagbare Gegner auf uns warteten. Zuerst mussten wir gegen die Baselbieter ran. Doch bereits als sich unsere Gegner auf den Spielerbänken einrichteten, kam uns einiges spanisch vor. Die Waldenburger waren mit ungewohnt breitem Kader angetreten. Einigen vierschrötigen Spielern war noch keiner von uns an vergangenen Runden begegnet. Von der offensichtlich kurzfristigen Mannschaftsverstärkung wollten wir uns nicht beeindrucken lassen und planten einen schwungvollen Start. Gegen die alte erste Linie der Waldenburger gewannen wir das erste Bully. Einen Atemzug später war klar, dass es kein gegenseitiges “Beschnuppern” geben wird. Beide Teams starteten wie die Feuerwehr und gönnten den Kontrahenten keinen Zentimeter. Das Spiel wogte hin und her. Nachdem ein wuchtiger Schuss knapp am gegnerischen Pfosten vorbeischrammte, nahm der nächststehende Waldenburger den von der Bande abgeprallten Ball entgegen und lancierte mit einem Pass zum Flügelspieler postwendend den Gegenangriff. Es brauchte eine Glanzparade von Goalie Richner, um die darauffolgende Direktabnahme zu entschärfen.
Wenige Sekunden vor Schluss schickten die Waldenburger den Verstärkungsblock das erste Mal auf das Feld. Mit einem ansatzlosen Handgelenkschuss von hinter der Mittellinie schmetterte der frisch eingewechselte Stürmer das Spielgerät gegen unsere Torlatte. Unserem Team war damit klar, was es geschlagen hatte. Noch sass uns die Schockstarre in den Gliedern, als wir den Pausenpfiff bei einem Stand von 0:0 vernahmen.
In der Pause begannen die Spekulationen über die unbekannten Verstärkungsspieler der Baselbieter. Das Trainergespann unterband weitere Diskussionen aber vehement und verlangte die Konzentration auf unsere Angelegenheiten. Fazit war, dass wir unbedingt das Skore eröffnen wollten. Waldenburg schickte den Verstärkungsblock zum Auftakt der zweiten Halbzeit. Dieser eroberte innert kürzester Zeit den Ball und kombinierte sich bis in den Slot vor unserem Tor. Unser Captain Hänni konnte nur noch mit einem Stockschlag den Abschluss unterbinden. Deshalb wurde er vom Schiedsrichter für zwei Minuten auf die Strafbank verbannt. Das Baselbieter Powerplay lief wie geölt. Unser Boxplay musste mehrere gefährliche Schüsse blocken. Kurz vor Ablauf der Strafe mussten Goalie und Unterzahlblock in Kollektivarbeit ganze fünf Nachschüsse entschärfen, was enorm viel Kraft kostete.
Hänni hatte auf der Strafbank vom Zeitstopper erfahren, dass es sich beim Verstärkungsblock offenbar um schwedische Zweitligisten handelte. Der Waldenburger Vereinspräsident habe unter der Schlossruine Waldenburg angeblich einen mittelalterlichen Schatz gefunden und mit dem Erlös drei Spieler aus dem hohen Norden engagiert. Das Schmunzeln über das offenbar offensichtliche Märchen wurde uns aus dem Gesicht gewischt, als der ominöse Schweden-Block erneut ins Spielgeschehen eingriff. Unser Tor war plötzlich unter Dauerbeschuss und wir klammerten uns mit Mann und Maus an die Null. Plötzlich konnte Petersen einen Aufbaupass in der gegnerischen Hälfte abfangen und dann auch tatsächlich im Alleingang den Baselbieter Goalie ausspielen! Mit frenetischem Jubel feierten wir das unerwartete 1:0. Darauf nahm Waldenburg sein Time-Out. Was uns anschliessend erwartete, war ein wahrhaftes Trommelfeuer auf unser Tor. Unser ganzes Team wuchs exponentiell über sich hinaus, allen voran der bärenstarke Richner im Aarauer Kasten. Mit fortschreitender Spieldauer machte sich auf der gegnerischen Seite der Frust bemerkbar und einem gegnerischen Söldner rutschte plötzlich ein “Helvete!” heraus. Einen weiteren Stich versetzte Gysel unserem Gegner mit dem 2:0. Vor der effektiven Spielzeit begann unsere Abwehr allmählich zu wackeln. Da schlug die Türe auf und begleitet von einer Sturmbö segelte Dave Gnepf auf seinem Unihockeystock in die Halle. Er hatte telepathisch das SOS unserer Trainer empfangen, eine Superduperhyper-Expresslizenz gelöst und war als Verstärkung angerauscht gekommen. Nun schnappte er sich den Ball und spielte im Alleingang die Gegner schwindlig. In einem Angriff tunnelte er die Gegner sogar fünf Mal: Jeden Feldspieler einmal und den Torhüter erwischte er sogar zweimal. Während der effektiven Spielzeit schoss er einen Hattrick und entschied damit das Spiel, bevor er sich kurz nach dem Schlusspfiff selber nach Hause teleportierte. Komplett ausgelaugt blieb der Rest der Mannschaft nach dem Handshake auf dem Feld liegen. Baiocco erreichte mit letzter Kraft seinen Dextro Energy-Vorrat und teilte diesen brüderlich mit seinen Teamkameraden. Der Traubenzucker durchflutete unsere Blutbahnen und bewirkte die Regeneration innerhalb von Sekunden. Danach waren alle wieder komplett fit und es schien, als hätten wir die mirakulöse Partie gegen Waldenburg nie bestritten…
Am späteren Nachmittag stand die Begegnung gegen Murgenthal, einem weiteren Tabellen-Kellerkind, an. Während wir in den letzten zwei Runden mit knappem Personalbestand kämpfen mussten, war nun der Gegner in Unterzahl. Entsprechend wollten wir mit hohem Offensivdruck dem gegnerischen Team die Puste nehmen. Uns gelang zwar kein Kavaliersstart, aber wir konnten nach und nach das Spieldiktat übernehmen. Nach einem ersten Abtasten bezwang Glanzmann den Murgenthaler Schlussmann ungefähr in der fünften Spielminute zum ersten Mal. Ein Damm brach damit allerdings nicht. Es dauerte eine Weile, bis Hofmann unsere Führung ausbaute. Murgenthal spielte weiter mit und versuchte, auch offensiv Akzente zu setzen. Die Abwehrarbeit unserer Mannschaft war aber konzentriert, weshalb viele Schüsse bereits von den Verteidigern abgefangen werden konnten. Schaffte es ein Murgenthaler doch, unseren Abwehrriegel zu knacken, entschärfte Goalie Tschopp die Situation. Er fühlte sich, abgesehen von einer hartnäckigen Erkältung, in guter Tagesform. Mit fortschreitender Halbzeitdauer konnten wir dem Spiel unseren Stempel aufdrücken. Vor Ende der ersten Halbzeit ertönte noch insgesamt drei Mal der Doppelpfiff zu unseren Gunsten.
Entsprechend positiv fiel das Pausenfazit aus. Ein 5:0 ist ein schönes Polster. Aus eigener Erfahrung war uns allerdings vollkommen bewusst, dass die zwei Punkte damit noch lange nicht in Stein gemeisselt waren. Wir schworen uns gegenseitig darauf ein, die Führung abgeklärt zu verwalten und weiter auszubauen. Vermutlich hatten wir uns damit selber etwas ausgebremst. Zwar waren weiterhin wir die Autoren der Game Story, jedoch mit stagnierender Dynamik. Vorübergehend war kein Offensiv-Crescendo zu vernehmen, obwohl es ein Teilziel war, unsere Torbilanz aufzupolieren. Zwischenzeitlich erkämpften sich die Murgenthaler wieder mehr Spielanteile zurück, ohne dass sie dabei ein Rezept für ein Comeback gefunden hätten. Die Null stand nach wie vor kompromisslos. Bereits hatte die Partie schon fast ein greises Alter erreicht, als spät das sechste Aarauer Tor fiel. Bei manch einem war die Erleichterung zu spüren. Wenig später wechselte die Anzeige noch zweimal auf unserer Seite. Die letzten zwei Spielminuten waren bereits angebrochen, als ein Murgenthaler aufgrund einer kleinen Strafe dem Spielende in der Kühlbox entgegenschauen musste. Mit diesem Vorteil konnten wir das Spiel gegentorlos beenden. Weil die Stimme unseres Goalies schon vor dem Schlusspfiff erkältungsbedingt ein Time-Out genommen hatte, wurde der Shutout stumm mit Becker-Faust gefeiert. Wichtiger war, dass wir endlich wieder einmal punkteten. Zufrieden nahmen wir ganze vier Zähler als Souvenir aus Wangen bei Olten mit nach Hause.
Kurzzusammenfassung:
Match 1 vs. Waldenburg: 5:0 (Forfait-Sieg)
Match 2 vs. Murgenthal: 8:0 (5:0) (S)
Für Berichtsstoff sorgten:
Lienhart (Tr), Stauffenegger (Tr), Hänni (C), Tschopp (G), Baiocco, Brack, Glanzmann, Gysel, Hofmann, Petersen, Vonlaufen
Matchbericht: S. Tschopp (Alle Begebenheiten sind zu 100% (oder so…) wie beschrieben passiert… ;-))