Döre be rot!

Das letzte Mal in dieser Saison versammelten wir uns unter dem Banner des Aarauer Adlers, um uns mit zwei anderen Teams unserer Gruppe zu messen. Alles zu besonderen Konstellationen, Ausfällen, Déjà-vu’s und dem üblichen Herren-III-Wahnsinn erfahrt Ihr hier.

 

Mit Platz 7 auf sicher wollten wir in Niedergösgen gegen Murgenthal und Oberwil nochmals ein veritables Unihockey-Schlussfeuerwerk abbrennen. Die Vorzeichen waren äusserst vielversprechend, denn immerhin hatte uns die genau gleiche Konstellation in der Vorrunde vier saftige Punkte beschert. Einige mitgereiste Spieler kränkelten zwar leicht, nach einer überwundenen Erfolgsdurststrecke war es aber nicht die Fieber-, sonder die Resultatkurve, die wieder nach oben zeigte. Gut eingestellt und siegeshungrig fanden wir einen starken Einstieg in unsere erste Partie des Tages gegen Murgenthal. In der Startphase sahen unsere Kontrahenten kein Licht. Wir spielten überlegt und dynamisch, als Glanzmann von hinter dem gegnerischen Tor in den Slot ziehen konnte und den Ball flach ins Netz am langen Pfosten spedierte. Unseren Gegnern gelangen während den ersten zehn Spielminuten kein einziger nennenswerter Schuss, da unsere Feldspieler entweder den Ballbesitz behaupteten oder die Versuche der Gegenspieler erfolgreich unterbanden. So war es kein Zufall, dass wir, trotz des gewohnt körperbetonten Murgenthaler  Auftritts, unseren Vorsprung um ein Tor erhöhen konnten. Den Murgenthalern wurde klar, dass sie ihr Spiel umstellen mussten. Sie erhöhten den Druck weiter und versuchten, das Momentum mit mehr Ballbesitz wieder auf ihre Seite zu zwingen. Immer mal wieder wurden direkt oder indirekt Nickligkeiten und Animositäten  ausgetauscht. Plötzlich gelang unserem Gegner ein Ausbruch aus der eigenen Hälfte, der nur noch auf Kosten eines Penaltys unterbunden werden konnte. Das Duell gegen den Penaltyschützen gewann unser Goalie aber kompromisslos und hielt damit seinen Kasten vorerst weiter sauber. Pass- und ballsicher zogen die Murgenthaler ihr gefährliches Powerplay auf. Die ersten Pässe rissen allerdings kein Loch in unsere Box, ein Direktschuss eines Flügelspielers war nicht möglich. Also beamte der zentral stehende Murgenthaler die Plastikkugel mit einem trockenen Schuss unter die Latte in den Torhimmel. In der Schlussphase der ersten Halbzeit reüssierten wir noch einmal, allerdings schossen unsere Gegner ebenfalls noch zwei Tore. Eines davon fiel in einem weiteren Powerplay. Der Schiedsrichter wollte eine Schwalbe von Chregu “der bestrafte Aarauer” Brack (Anm. d. Redaktion: Zitat von Brack bezogen auf den Matchbericht der 7. Runde: “[…] i wett ab etz nome no “der bestrafte aarauer” gnennt werde […]”) gesehen haben und pfiff kurzerhand eine 2+10-Minuten-Strafe. Moment, da war doch was… Genau! Eine fragwürdige Zehnminutenstrafe zogen wir doch in dieser Saison schon einmal ein. Nach Glanzmanns Donnerschlag-Zehner hätten wir inzwischen um die Nomination für die Goldene-Kuschelbär-Fairplay-Trophy bangen müssen, wenn es eine solche Auszeichnung gäbe. All das waren jedoch nur (z.T. imaginäre) Nebenschauplätze, zur Pause des Hauptspektakels lautete der Spielstand 3:3.
 
Zwischen den Halbzeiten beschlossen wir, wieder etwas besonnener und weniger hektisch zu agieren, den Biss und die Dynamik aber beizubehalten. Dieses Vorhaben gelang uns ausgezeichnet. Wir spielten mit den drittplatzierten Murgenthalern auf Augenhöhe und waren in jeder Hinsicht mindestens ebenbürtig. Schliesslich konnten wir mit unserem vierten Tor erneut vorlegen. Das kampfbetonte Spielgeschehen forderte seinen Tribut und einmal mehr musste einer unserer Feldspieler eine kleine Strafe absitzen. Diesmal hatte der linke Flügelspieler des gegnerischen Powerplay-Blocks die Direktschussmöglichkeit und bescherte der Murgenthaler Mannschaft den erneuten Ausgleich. Mit dem nächsten Treffer gingen unsere Gegner das erste Mal im laufenden Match in Führung. Die Hoffnung unserer Kontrahenten, das Momentum endlich auf ihre Seite gezwungen zu haben, starb mit dem Ausgleichstreffer einen jähen Tod. Dann begannen sich die Ereignisse zu überschlagen. “Der Bestrafte” und sein gegnerischer Widersacher, die sich auf dem Feld im Verlaufe der Partie schon zuvor verschiedentlich näher gekommen waren, trafen erneut in einem Zweikampf aufeinander. Dem Schiedsrichter platze angesichts der an den Tag gelegten Härte der Kragen. Knapp zwei Minuten vor Matchende verbannte er beide Spieler auf die Strafbank. Auf dem Weg in die “Kühlbox” wurde so eifrig weiterdiskutiert, dass prompt die falschen Plätze eingenommen wurden. Nachdem den zwei Streitenden die jeweils richtige Bank zugewiesen wurde, bereiteten sich je zwei Feldspieler beider Mannschaften auf das bevorstehende Bully vor. Da ertönte plötzlich ein energischer, langgezogener Pfiff des Spielleiters, der sich wieder zu den Strafbänken orientierte. Nach dem Spiel hatte Brack erläutert, dass beidseitig keine klaren Beleidigungen gefallen seien und sie sich auf Provokationen beschränkt hätten. Offensichtlich war dem Unparteiischen der Disput trotzdem zu unsachlich geworden, weshalb er die beiden Rivalen mit der roten Karte vorzeitig unter die Dusche schickte. Danach verlagerte sich der allgemeine Fokus wieder auf das Spielfeld. Unmittelbar nach dem Bully entwickelten sich optische Vorteile für unsere Gegner. Doch die Murgenthaler begingen einen kapitalen Fehler. Zimmermann wurde in unserer rechten Spielfeldecke von beiden Gegenspielern den Ballbesitz streitig gemacht. Der Ballführende konnte jedoch an den anstürmenden Gegnern vorbeiziehen und aus der eigenen Hälfte ausbrechen. Vor dem Tor schob er den Ball quer dem mitlaufenden Hänni zu, der mit der nötigen Ruhe den Treffer buchte! Die Uhr stoppte bei fünf verbleibenden Sekunden! In dieser verrückten Begegnung glückte Murgenthal den Lucky Punch aber nicht mehr. Zum zweiten Mal in der Saison knöpften wir dem Favoriten zwei Punkte ab!
Wenn uns etwas nicht schmeckt, dann ist es die klare Favoritenrolle. Schon in der Vorbereitung bezeichneten wir das letzte Spiel der Saison gegen das Tabellenschlusslicht aus Oberwil als den schwereren Match. Wir wollten den Gegner auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen. Wie beim Hinspiel verzichteten die Baselbieter in der Startphase komplett auf Forechecking. Der Spielbeginn war sehr durchzogen. Trotzdem eröffneten wir die Torjagd mit dem 1:0. Danach liessen wir unser Spiel aber hinter unserem Tor regelrecht versumpfen. Unbedrängt wurde der Ball halbherzig hin und hergeschoben. Orientierten wir uns dann doch noch nach vorne, schlichen sich heikle Fehler im Aufbau ein. Nach einigen Fehlversuchen überwanden die Oberwiler unseren Goalie doch noch und erzielten den inzwischen absehbar gewordenen Ausgleich. Dieser wirkte immerhin als mittelmässiger Weckruf und wir trafen in der ersten Halbzeit doch noch drei Mal. Unser Agieren war nur mässig überzeugend, trotzdem behielten wir irgendwie die Kontrolle über das Geschehen auf dem Platz. So wechselten wir nach 20 Minuten beim Halbzeitstand von 4:1 die Seiten.
Oberwil hatte sich in der Pause nochmals auf das Comeback eingeschworen und passte seine Taktik an. Die Baselbieter übten nun mehr Druck aus und versuchten, unseren Spielaufbau schon früh zu stören. Wir spielten weniger intensiv als in anderen Affichen. Unser Schlussmann bekam deshalb auch mehr zu tun, als er erwartet hatte, und machte seiner Unzufriedenheit über die mittelmässige Unterstützung seiner Vorderleute verschiedentlich lautstark Luft. Trotzdem war unsere Führung nie ernsthaft in Gefahr. Ein Powerplaytor erwies sich im Nachhinein als einziger erfolgreicher Abschluss unserer Gegner in der zweiten Halbzeit. Indem wir in den zweiten 20 Minuten auch noch zweimal trafen, besiegelten wir den Pflichtsieg.

Wie wichtig es ist, auch Begegnungen zu gewinnen, in denen einem nur ein durchschnittliches Spiel gelingt, wurde uns wenig später bewiesen. Die Lenzburger Mannschaft, welche nach der zweitletzten Meisterschaftsrunde nur aufgrund des besseren Torverhältnisses den nächsthöheren Tabellenplatz besetzt hatte, verlor überraschend mit reduziertem Personalbestand gegen Seon, das meistens mit sehr kleinem Kader antrat. So konnten wir quasi in letzter Minute noch einen Rang gutmachen und die Saison auf dem verdienten sechsten Platz beenden.

 

Kurzzusammenfassung:
Resultat 1. Match vs. Murgenthal: 6:5 (3:3) (S)
Resultat 2. Match vs. Oberwil BL: 6:2 (4:1) (S)

Für’s “Drü” traten an:

Hänni (C), Lienhard (Tr), Stauffenegger (Tr), Tschopp (G), Baiocco, Brack, Glanzmann, Gysel, Hofmann, Käser, Petersen, Zimmermann
Bericht: S. Tschopp (Bericht erfolgte aus dem Gedächtnis, Erinnerungsfehler vorbehalten. 😉 )