Dazu galt es, einen harten Brocken zu knacken. Wir fuhren, personell umfangreich aufgestellt, nach Murgenthal, wo uns im ersten Spiel die erstplatzierte Mannschaft aus Niedergösgen erwartete. Bekanntlich wurde der Leader kürzlich von Bubendorf aufgemischt – jenem Bubendorf, das uns nur knapp geschlagen hatte. Wir erhofften uns Chancen, am Niedergösger Thron zu rütteln. Blinde Offensive betrachteten wir als falsches Mittel und unsere Trainer ordneten an, die Gegner aus dem Kanton Solothurn in der Startphase einer Ballbesitz-Diät zu unterziehen. Dies klappte nicht schlecht. In den ersten Minuten zirkulierte die weisse Plastikkugel grösstenteils in unseren Reihen, verliess aber selten unsere Platzhälfte. Die Taktik ist nicht ganz risikobefreit, da, ganz besonders im Kleinfeldunihockey, Ballverluste weit in der eigenen Spielfeldhälfte drohen. Die erste heisse Szene vor unserem Tor konnten wir noch entschärfen, allerdings nutzten die Niedergösger unseren nächsten Ballverlust eiskalt aus. Kurze Zeit später doppelten die Solothurner nach und wir gaben die Taktik vorzeitig auf. Spielerisch hielten wir mit dem Leader recht gut mit, unsere Angriffsversuche waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Dafür trat unsere Gegner eingespielt und technisch beschlagen auf. Chancen wurden abgeklärt ausgenutzt. Nach 20 Spielminuten betrug ihr Vorsprung bereits sechs Tore und der Goalie feierte ein kleines Shutout.
Wir nutzten die Pause hauptsächlich zum Kräftetanken. Viel umzustellen gab es nicht. Trotz des deutlichen Spielstandes agierten wir gut und warfen alles in die Waagschale. Die zweite Hälfte war noch jung, als wir endlich unser erstes Tor erzielten. Ein Comeback liess unser Gegner allerdings nicht zu. Wie bereits in der ersten Spielhälfte schien den Niedergösgern phasenweise alles zu gelingen. So kletterte der Gegentore-Bestand weiter in die Höhe. Erst als das Spielende näher rückte, verfehlten die gegnerischen Stürmer auch mal den einen oder anderen Direktschuss auf das nahezu offene Tor. Zurückgesteckt oder aufgegeben hatten wir aber nie. So vereitelte unser Goalie mit einer spektakulären Parade ein Tor. Angesichts der ansehlichen Führung unserer Kontrahenten war dies resultatmässig nur Kosmetik, tat aber der Moral gut. Auch offensiv erkämpften wir uns immerhin insgesamt vier Tore und zahlreiche Möglichkeiten. Für den erhofften Überraschungssieg hätten wir einen ausserordentlich guten Tag und den Leader auf dem falschen Fuss erwischen müssen. Obwohl die Solothurner am Ende verdient gewannen, hielt sich bei den meisten Aarauern die Enttäuschung in Grenzen.
Einen geschmacklich fragwürdigen Hotdog und zwei Fremdduelle später, traten wir zum Derby gegen Lenzburg an. Die Mannschaft aus dem Städtchen östlich von Aarau lag tabellarisch in unserer Reichweite. Ihr erstes Spiel des Tages hatten die Lenzburger verloren. Wir wollten mit dem gleichen Kampfgeist auftreten, den wir gegen Niedergösgen bewiesen hatten. Eigentlich war erneut ein defensiv-abwartender Spielbeginn geplant, jedoch legten die ersten beiden Blöcke beinahe einen Blitzstart hin. Bereits unsere ersten Aktionen waren dynamisch und druckvoll. Die Lenzburger vermochten die Null allerdings noch zu halten, als plötzlich ein Lenzburger Stürmer davonziehen konnte. Unser zurückeilender Stürmer unterband die drohende Torgefahr mit illegalen Mitteln und musste vorübergehend auf der Strafbank Platz nehmen. Den darauffolgenden Penalty verwandelte der antretende Lenzburger mit einem trockenen Handgelenkschuss, weshalb der bestrafte Aarauer also kaum Gelegenheit hatte, mit dem Zeitstopper nähere Bekanntschaft zu machen. Wenig später rang uns unser Kantonsrivale einen Freistoss ab. Unsere Zuordnung und Aufstellung stimmte überhaupt nicht. Mit einem einfachen Querpass wurde unser Verteidigungsdispositiv ausgehebelt, der anschliessende Schuss auf das offene Tor war dann nur noch Formsache. Ein Traumstart hätte definitiv anders ausgesehen. Mit Rückständen kennen wir uns allerdings aus und wir arbeiteten einfach wacker weiter. Bald wurden unsere Bemühungen mit einem Tor belohnt. Vor der Pause schlossen noch je ein Lenzburger und ein Aarauer erfolgreich ab.
An die Leistung im Niedergösgen-Match konnten wir bislang noch nicht ganz anknüpfen. Etwas mehr Spielfreude war zudem gefragt. So starteten wir mit Elan in die zweite Halbzeit. Nach und nach begann sich die Partie zu einem veritablen Kleinfeld-Krimi zu entwickeln. Nachdem wir ausglichen, erzwangen wir zum ersten Mal die Führung. Phasenweise kontrollierten wir die Begegnung recht deutlich und strapazierten mehrfach den roten Lack am Torgestänge. Doch auch Lenzburg blieb nicht untätig und setzte offensiv ebenfalls Akzente. Nun fiel auch der vierte Treffer unserer Gegner. Bereits in der Vorrunde trennten sich unsere Teams mit einem Unentschieden, würde sich die Geschichte wiederholen? Ein Punkt war uns zu wenig und wir arbeiteten geduldig und konzentriert weiter. In den letzten Spielminuten zappelte der Ball plötzlich wieder im Netz der Lenzburger. Dass damit die Punkte im Trockenen waren, davon ging niemand von uns aus. Mit vereinten Kräften hielten wir den Rhythmus aufrecht. Trotz umsichtiger Spielweise kamen unsere Gegner zu Abschlüssen. Ein Flipperball fand seinen Weg durch das Verkehrschaos im Aarauer Slot und über die Torlinie. Es war zum Haareraufen! Nochmals zogen wir alle Register und lancierten weitere Offensivaktionen. Ein Lenzburger Verteidiger sah sich gezwungen, eine Angriffswelle mit einem Foul zu stoppen. Rund eine Minute und zehn Sekunden vor Schluss bekamen wir deshalb die Chance, dem Gegner in Überzahl endgültig den Gnadenstoss zu versetzen. Unser Powerplay war bislang allgemein nicht schlecht, aber sicher nicht unsere grosse Geheimwaffe. Gegen Lenzburg machten wir keine Ausnahme. Obwohl wir in Ballbesitz recht gut Druck aufbauen konnten und sich nach Ballverlusten unser Zwei-Mann-Forechecking als wirkungsvoll erwies, zerrannen die Sekunden unaufhaltsam. Jury-Durchsage: Noch 30 Sekunden – ein Wimpernschlag und eine Ewigkeit in einem… Unser Powerplay-Block liess den Ball von Position zu Position laufen, wobei alle Teammitglieder die entscheidende Lücke herbeisehnten. Einige Augenblicke vor Ablauf der Spielzeit erreichte die Dramatik ihren Höhepunkt, als der Ball die Schaufel eines Aarauer Stocks verliess. Der Schuss verfehlte den Pfosten, nicht aber das Lenzburger Tor! Unser Jubel war gross, aber von kurzer Dauer. Es galt die letzten rund sechs Sekunden noch zu überstehen. Für einen Lucky Punch hätte die Zeit knapp noch gereicht. Allerdings kamen unsere Gegner vor dem erlösenden Abpfiff nicht mehr zu einer Schussgelegenheit. Die Freude über den Sieg war gross, wurde aber wenige Tage später durch den Ausfallsbericht von Vonlaufen überschattet. Murgenthal war diese Saison ein schlechtes Pflaster für den kampfstarken Offensivspieler, weil er sich in der Vorrunde in besagter Halle die inzwischen verheilte, vorherige Verletzung zuzog. Nun fällt er leider erneut aus und wird voraussichtlich die letzte Meisterschaftsrunde nicht aktiv mitbestreiten können.
Obwohl wir Lenzburg zwei Punkte entrissen haben, konnten wir nur Punktegleichstand erreichen. Den Ranglistenplatz jagten wir ihnen nicht ab – noch nicht…
Kurzzusammenfassung:
Resultat 1. Match vs. Niedergösgen: 4:12 (0:6) (N)
Resultat 2. Match vs. Lenzburg: 6:5 (2:3) (S)
Für’s “Drü” traten an: